Seit 1628
Die Mühle
Früher wurde rund um den Wurzerhof Getreide angebaut. Speise- und Futtergetreide wurden in einer Dreifachmühle gemahlen bzw. im Gerstenstampf gestampft. Die Mühle im Wurzerhof stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist die einzige ihrer Art im Villgratental. Es handelte sich um eine der wenigen und sehr seltenen Dreifachmühlen im Alpenraum. Dreifachmühle bedeutet, dass es verschiedene Mahlvorgänge, je nach Verwendung gab. Der erste Antrieb wurde zum Mahlen von Mehl verwendet – „weißer Gang“, der zweite zum Mahlen von Futtermitteln – „schwarzer Gang“, der dritte zum Stampfen von Gerste. Der Wasserzulauf erfolgte auf drei Wasserrädern. Das Mühlrecht am Wurzerhof ist archivarisch seit 1628 belegt.
1867 wurde die Mühle durch ein Hochwasser zerstört und als Dreifachmühle wiedererrichtet. 1952 wurde sie wiederum durch ein Hochwasser zerstört, worauf man 1955 beschloss, sie zu elektrifizieren. Im Jahre 2000 wurde die Mühle restauriert: es wurden zwei originale Antriebsräder montiert, eines zum Getreidemahlen, das zweite für den Gerstenstampf. Heute wird von der Familie Leiter in ihrer Mühle sowohl Speise- als auch Futtergetreide vermahlen und das in bio- oder Demeter-Qualität.
Über Mühlen
Mit der Sesshaftwerdung des Menschen und dem Anbau von Getreide entstand auch die Notwendigkeit, die geernteten Körner zu zerkleinern und zu mahlen. Zuerst geschah das händisch, sehr bald nützen findige Köpfe dann die Wasserkraft. So entstanden Mühlen. Da die Transportmöglichkeiten begrenzt waren, baute man sie möglichst nah an den Siedlungen und oft an sehr kleinen Bächen. Die Mahlsteine für die Mühle im Villgratental kamen aus einem Steinbruch in Sexten in Südtirol. Der dort gewonnene Naturstein ist ein Konglomerat aus Quarz und Schiefer und verfügte über eine besondere Härte. Die verwendeten Mühlsteine wiesen unterschiedliche Härten auf: ein weicher, für mildere und mehligere Konsistenz, ein härterer für gröberes Mahlgut. Da die Steine sich beim Mahlen des Korns abnutzen mussten sie immer wieder neu geschärft werden, das nannte man „Pillen“. Dazu werden beide Mühlsteine an ihren Mahlflächen behauen. Das geschieht mit dem Pill- oder Stockhammer. Das Aushauen der Furchen mit dem Pillhammer musste sehr treffsicher und richtungsweisend gemacht werden. Ein wichtiger Abschluss bei der Pillarbeit war die Mehlfuge am Rande der Mahlsteine. Diese war im Durchschnitt 8 bis 10 Zentimeter breit.
Das Mahlwerk bestand aus zwei rundgehauenen Mühlsteinen. Den unteren, unbeweglichen Stein nannte man Leger oder Bodensteher, der obere, schwächer drehbare Stein Läufer. Nach dem Dreschen wurde mit Hilfe großer Siebe („Reiter“) das Korn von der Spreu getrennt. Noch bevor diese einfachen technischen Geräte das Reinigen des Getreides übernahmen, warf man es einfach mit einer großen Schaufel in die Höhe, damit der Wind die leichte Spreu wegblies. Eine große Errungenschaft zum Trennen des Getreides von Staub, Spreu, Unkraut etc. war die sogenannte „Windmühle“, vergleichbar mit einer Gebläsemaschine. Sie erzeugte einen Luftstrom, der die Spreu hinausbläst. Die Körner fielen durch Siebe hindurch und rieselten vorne und seitlich in Holzgefäße („Otreibagrutte“).