
Besinnlichkeit & Frieden
Die Kapelle
Die Kapelle als Teil des Wurzerhof-Ensembles ist der Heiligen Katharina gewidmet. Der ursprüngliche Bau stammt aus dem Jahre 1675, wurde 1882 durch ein Hochwasser zerstört und wenige Jahre später wieder aufgebaut. Bei diesem Hochwasser bot sie für dem damaligen Besitzer, dem Urgroßvater von Sepp Leiter, lebensrettenden Schutz. Aus Dank baute er die kleine Kirche wieder auf und weihte sie der Heiligen Katharina, Schutzpatronin der Schüler, Gelehrten und Reisenden. Sepp Leiter, der heutige Besitzer des Wurzerhofes, war lang als Lastkraftfahrer zwischen Sizilien und Norwegen unterwegs. Wenn er bei seinen Touren in der Früh den Bozen-Süd-Tunnel erreichte und die darauf gebaute Kapelle sah, fühlte er sich wieder sicher und zu Hause. Ähnlich wie sein Urgroßvater schwor er sich, wenn er heil und gesund von seinen Fahrten zurückkam, die Kapelle in seinem Heimathaus zu renovieren. 2004/2005 wurde dieser Schwur eingelöst. Seitdem vermittelt die Kapelle seinen Besuchern Besinnlichkeit und Frieden. So schön können Geschichten sein.
Ihre kunsthistorische Bedeutung verdankte die Kapelle zwei spätgotischen Altarflügeln, die 1974 aus Sicherheitsgründen in das Bauernhaus überstellt und später an einen Altwarenhändler in Lienz verkauft wurden. Nach dem Tode des damaligen Besitzers wurden die Bilder von der Landesgedächtnisstiftung erworben, die sie restaurieren ließ und der Gemeinde Außervillgraten als Leihgabe übergab. Die Altarflügel stellen zwei Seiten dar: die Werktagsseite und die Festtagsseite, die je nach Wochentag offen oder geschlossen war. Die Reliefs der Festtagsseite sind verloren gegangen sind, die der Werktagsseite sind gut erhalten und zeigen auf dem linken Flügel den Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen und auf der rechten Seite die Mantelspende des Heiligen Martin. Die Bilder hingen ursprünglich in der Pfarrkirche in Innervillgraten und kamen erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die Kapelle ins Winkeltal. Der Altarflügel, der heute in der Wurzerhof-Kapelle hängt, ist eine Kopie. Man vermutet, dass das Original in Villacher Gegend stand und dort von einer ansässigen Pacher-Werkstätte hergestellt wurde.
Wie entstand der Brauch, eine Kapelle nach einem Heiligen zu benennen? War man im Besitz einer Reliquie eines Heiligen, stand man unter dessen Schutz. Daraus entstand der Brauch, dass Gemeinden ihren Kirchen einen Schutzheiligen widmeten. Ob das Villgratental eine Reliquie der Heiligen Katharina besaß, sei dahingestellt, schön ist der Gedanke und die Idee des „unter Schutz stellen“ allemal. Auch das Heiligen Attributen beigestellt werden ist fixer Bestandteil christlicher Ikonografie. So wird in dem Fall der Heilige Georg immer mit einem Drachen zu seinen Füßen gezeigt und der Heilige Martin mit dem Attribut des Bettlers, dem er im Winter die Hälfte seines Mantels gab. Mit diesen Attributen wird die Lebensgeschichte der Heiligen verbildlicht.