Johannes Trojer

Muster hell oben
Volksschuldirektor

JOHANNES TROJER

Johannes E. Trojer (1935–1991) war Volksschuldirektor, erforschte in volkskundlichen und (zeit-)historischen Arbeiten den Sozialraum „Heimat“ in Osttirol und war Herausgeber der Zeitschrift Thurntaler.

Auszug aus

„Das besondere Bild. Der dritte Mühlstein“

„Wenn man fragt, wie viele Steine eine eingängige Getreidemühle braucht oder hat, wird man hören: zwei: den sogenannten „Leger“ und den „Läufer“, jener dick und unbeweglich unten, dieser, der bewegte und dünner, obendrauf. In den Villgrater Getreidemühlen aber gab es oft noch einen dritten Stein, nämlich zum Einschweren des unteren Deckels der Mehltruhe. Das war der sogenannte „Beitlgrant“, worin der Mehlbeutel eingehängt war und das Mehl zu Boden stäubte, damit kein Stäubchen des kostbaren Gutes auskam – die Beutelgabel rüttelte, der Deckel schloß nicht sehr fugendicht – wurde eben irgendein handlicher, ganz gewöhnlicher Stein draufgelegt. Der Schwerstein ist insofern ein rares Unikat, als er das Christusmonogramm eingemeißelt trägt, offensichtlich die Arbeit eines mahlenden Bauern zum Zeitvertreib, während er den Mahlgang beaufsichtigte. Die Buchstaben deutet man mit Jesus-Heiland-Seeligmacher. Es ist im Villgratental neben dem Marienmonogramm das häufigste religiöse Zeichen auf angestichenen und bemalten Bauernmöbeln…Der Stein selbst ist eine simple Schieferplatte….Die Form ähnelt sinnigerweise einem ortsüblichen Brotlaib, dem „Baurnbreatl“. Der Stein stammt aus der sogenannten „Reasmühle“ am Gloderbach in Unterfeld, einer Gemeindefraktion von Außervillgraten“, wurde von mir geborgen und fotografiert...“