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Muster hell

MACHLKAMMER

Die „Machlkammer“ befindet sich im Haupthaus im Keller. Die Arbeitsgeräte, die die Zimmerer, Schuster und Tischler brauchten, fertigten sie selbst an. Wie einfallsreich und fleißig sie dabei gewesen waren, erfahren unsere Gäste beim Besichtigen der „Machlkammer“. Hier werden die traditionellen Handwerksgegenstände aufbewahrt. Die Arbeiten wurden vor allem in den Wintermonaten erledigt, in dieser Jahreszeit ruhte die sonstige Arbeit. Von so manchen Bauern und Knechten wurden kunstsinnige Truhen und Kästen hergestellt. Holz ist der bäuerliche Werkstoff und diente auch als Baumaterial, als Energiespender und als Element für Architektur und Zimmermannskunst.
Gebaut wurde, was man brauchte und das möglichst einfach. Viel wurde ausprobiert und an die nächste Generation weitergegeben. Die ausgestellten Objekte in der Machlkammer sind Zeugen der Vergangenheit und sprechen für sich. Sie verschaffen Eindrücke und lassen ein Leben erahnen, das von mühevoller Arbeit und kargem Dasein geprägt war.
Im Eingangsbereich zur „Machlkammer“ steht noch heute ein Backofen, der zum Brotbacken verwendet wurde. Dieser sogenannte Einraumofen mit leicht gewölbter Decke und einem Rauchabzug ist fast zwei Meter hoch und eineinhalb Meter tief. Dieser Raum wurde vorerst als Feuerraum genützt und mit langen, trockenen Lärchenholz vorgeheizt. Das Wirkenlassen der Glut dauerte beinahe zwei Stunden. So erhielt der Ofen die nötige Boden- und Innenhitze für das Backen. Die restliche abgebrannte Glut wurde mit der „Krucke“ (langstieliges Eisen) herausgeräumt und schließlich mit der nassen „Leitrat“ (Ofentuch) sauber gewischt. Die Bedienung des Ofens konnte nur von außen mit langstieligen Geräten erfolgen, mit der „Krucke“, der „Leitrat“ und dem „Holzschüssler“, mit dem man die rohen Brotlaibe in den Ofen legte und den „Bleckschüssler“ zum Herausnehmen des gebackenen Brotes. Ein kleines Nebenfeuer sorgte für Licht und Wärme.
Brot war in früheren Zeiten (neben der Milch) das wichtigste Hauptnahrungsmittel im Villgratental. Brot wurde immer als Mahlzeit mitgenommen, sei es beim Viehhüten, beim Heuziehen, als Schuljause, zur Marende (Jause am Nachmittag) oder bei Wallfahrten. Brot wurde sehr ehrfurchtsvoll behandelt. So wurde beim Anschnitt auf den Brotlaib ein Kreuzzeichen gemacht und es gab Gebote für den Umgang mit Brot. So durfte es nie weggeworfen werden und wenn jemand eine Scheibe Brot anbiss, musste er sie ganz verzehren.
Ein Handwerksbereich wie im Wurzerhof beinhaltete sprachlich auch viele Wörter, Ergänzungen und Redewendungen, die vom Volksmund bildhaft im Sprachgebrauch verwendet wurden.

Ein kleiner Auszug:
wer zuerst kommt, mahlt zuerst
ungehobelt benehmen
vernagelt sein
grober Klotz
ledernes Gesicht
von echtem Schrott und Korn
hat etwas am Kerbholz
gehört zum alten Eisen
an ihm ist Hopfen und Malz verloren
Nägel mit Köpfen machen
alles über einen Leisten schlagen
haut über die Schnur
jemanden auf den Leim gehen
in die gleiche Kerbe schlagen

MÜHLE

Früher wurde rund um den Wurzerhof Getreide angebaut. Speise- und Futtergetreide wurden in einer Dreifachmühle gemahlen bzw. im Gerstenstampf gestampft. Die Mühle im Wurzerhof stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist die einzige ihrer Art im Villgratental. Es handelte sich um eine der wenigen und sehr seltenen Dreifachmühlen im Alpenraum. Dreifachmühle bedeutet, dass es verschiedene Mahlvorgänge, je nach Verwendung gab. Der erste Antrieb wurde zum Mahlen von Mehl verwendet – „weißer Gang“, der zweite zum Mahlen von Futtermitteln – „schwarzer Gang“, der dritte zum Stampfen von Gerste. Der Wasserzulauf erfolgte auf drei Wasserrädern. Das Mühlrecht am Wurzerhof ist archivarisch seit 1628 belegt.
1867 wurde die Mühle durch ein Hochwasser zerstört und als Dreifachmühle wiedererrichtet. 1952 wurde sie wiederum durch ein Hochwasser zerstört, worauf man 1955 beschloss, sie zu elektrifizieren. Im Jahre 2000 wurde die Mühle restauriert: es wurden zwei originale Antriebsräder montiert, eines zum Getreidemahlen, das zweite für den Gerstenstampf. Heute wird von der Familie Leiter in ihrer Mühle sowohl Speise- als auch Futtergetreide vermahlen und das in bio- oder Demeter-Qualität.

Über Mühlen
Mit der Sesshaftwerdung des Menschen und dem Anbau von Getreide entstand auch die Notwendigkeit, die geernteten Körner zu zerkleinern und zu mahlen. Zuerst geschah das händisch, sehr bald nützen findige Köpfe dann die Wasserkraft. So entstanden Mühlen. Da die Transportmöglichkeiten begrenzt waren, baute man sie möglichst nah an den Siedlungen und oft an sehr kleinen Bächen. Die Mahlsteine für die Mühle im Villgratental kamen aus einem Steinbruch in Sexten in Südtirol. Der dort gewonnene Naturstein ist ein Konglomerat aus Quarz und Schiefer und verfügte über eine besondere Härte. Die verwendeten Mühlsteine wiesen unterschiedliche Härten auf: ein weicher, für mildere und mehligere Konsistenz, ein härterer für gröberes Mahlgut. Da die Steine sich beim Mahlen des Korns abnutzen mussten sie immer wieder neu geschärft werden, das nannte man „Pillen“. Dazu werden beide Mühlsteine an ihren Mahlflächen behauen. Das geschieht mit dem Pill- oder Stockhammer. Das Aushauen der Furchen mit dem Pillhammer musste sehr treffsicher und richtungsweisend gemacht werden. Ein wichtiger Abschluss bei der Pillarbeit war die Mehlfuge am Rande der Mahlsteine. Diese war im Durchschnitt 8 bis 10 Zentimeter breit.
Das Mahlwerk bestand aus zwei rundgehauenen Mühlsteinen. Den unteren, unbeweglichen Stein nannte man Leger oder Bodensteher, der obere, schwächer drehbare Stein Läufer. Nach dem Dreschen wurde mit Hilfe großer Siebe („Reiter“) das Korn von der Spreu getrennt. Noch bevor diese einfachen technischen Geräte das Reinigen des Getreides übernahmen, warf man es einfach mit einer großen Schaufel in die Höhe, damit der Wind die leichte Spreu wegblies. Eine große Errungenschaft zum Trennen des Getreides von Staub, Spreu, Unkraut etc. war die sogenannte „Windmühle“, vergleichbar mit einer Gebläsemaschine. Sie erzeugte einen Luftstrom, der die Spreu hinausbläst. Die Körner fielen durch Siebe hindurch und rieselten vorne und seitlich in Holzgefäße („Otreibagrutte“).

Wissenswertes in Kürze:
die Geschwindigkeit des „Läufers“ (obere Stein im Mahlwerk) in der Wurzermühle beträgt ca. 70 bis 80 Umdrehungen pro Minute, das entspricht auch dem menschlichen Pulsschlag.
rund 50 kg Schmiedeeisen sind nötig für ein funktionierendes Mühlenwerk.
Ausbeute des Getreides nach Qualität beträgt ca. 60 bis 70 Prozent Mehlanteil
Tagespensum beim Mahlen beträgt rund 6 bis 7 Galfan (1 Galfan ist 9 bis 11 Liter).
Getreideanbau im Villgratental: Roggen, Weizen, Gerste, Hafer
Beutelschneiderin (Herstellung von Mehlbeuteln) von Außervillgraten war eine Frau: Rosina Schett („Geiregger Rouse“)
Ein Ledersack nach oben konisch als Mehlsack verwendet nennt man „Balk“
Am Tag des Brotbackens wurde in die nähere Nachbarschaft „Bachbroat“ getragen! Kam während des Brotbackens ein Besucher ins Haus, wurde ihm ein „Flörgantbröatl“ (Florianbrot) mitgegeben. Dem Volksglauben nach wurde dadurch die Feuergefahr von Haus und Hof abgewendet.

JOHANNES TROJER
Johannes E. Trojer (1935–1991) war Volksschuldirektor, erforschte in volkskundlichen und (zeit-)historischen Arbeiten den Sozialraum „Heimat“ in Osttirol und war Herausgeber der Zeitschrift Thurntaler.
Auszug aus „Das besondere Bild. Der dritte Mühlstein“
„Wenn man fragt, wie viele Steine eine eingängige Getreidemühle braucht oder hat, wird man hören: zwei: den sogenannten „Leger“ und den „Läufer“, jener dick und unbeweglich unten, dieser, der bewegte und dünner, obendrauf. In den Villgrater Getreidemühlen aber gab es oft noch einen dritten Stein, nämlich zum Einschweren des unteren Deckels der Mehltruhe. Das war der sogenannte „Beitlgrant“, worin der Mehlbeutel eingehängt war und das Mehl zu Boden stäubte, damit kein Stäubchen des kostbaren Gutes auskam – die Beutelgabel rüttelte, der Deckel schloß nicht sehr fugendicht – wurde eben irgendein handlicher, ganz gewöhnlicher Stein draufgelegt. Der Schwerstein ist insofern ein rares Unikat, als er das Christusmonogramm eingemeißelt trägt, offensichtlich die Arbeit eines mahlenden Bauern zum Zeitvertreib, während er den Mahlgang beaufsichtigte. Die Buchstaben deutet man mit Jesus-Heiland-Seeligmacher. Es ist im Villgratental neben dem Marienmonogramm das häufigste religiöse Zeichen auf angestichenen und bemalten Bauernmöbeln…Der Stein selbst ist eine simple Schieferplatte….Die Form ähnelt sinnigerweise einem ortsüblichen Brotlaib, dem „Baurnbreatl“. Der Stein stammt aus der sogenannten „Reasmühle“ am Gloderbach in Unterfeld, einer Gemeindefraktion von Außervillgraten“, wurde von mir geborgen und fotografiert...“

Kapelle

Die Kapelle als Teil des Wurzerhof-Ensembles ist der Heiligen Katharina gewidmet. Der ursprüngliche Bau stammt aus dem Jahre 1675, wurde 1882 durch ein Hochwasser zerstört und wenige Jahre später wieder aufgebaut. Bei diesem Hochwasser bot sie für dem damaligen Besitzer, dem Urgroßvater von Sepp Leiter, lebensrettenden Schutz. Aus Dank baute er die kleine Kirche wieder auf und weihte sie der Heiligen Katharina, Schutzpatronin der Schüler, Gelehrten und Reisenden. Sepp Leiter, der heutige Besitzer des Wurzerhofes, war lang als Lastkraftfahrer zwischen Sizilien und Norwegen unterwegs. Wenn er bei seinen Touren in der Früh den Bozen-Süd-Tunnel erreichte und die darauf gebaute Kapelle sah, fühlte er sich wieder sicher und zu Hause. Ähnlich wie sein Urgroßvater schwor er sich, wenn er heil und gesund von seinen Fahrten zurückkam, die Kapelle in seinem Heimathaus zu renovieren. 2004/2005 wurde dieser Schwur eingelöst. Seitdem vermittelt die Kapelle seinen Besuchern Besinnlichkeit und Frieden. So schön können Geschichten sein.
Ihre kunsthistorische Bedeutung verdankte die Kapelle zwei spätgotischen Altarflügeln, die 1974 aus Sicherheitsgründen in das Bauernhaus überstellt und später an einen Altwarenhändler in Lienz verkauft wurden. Nach dem Tode des damaligen Besitzers wurden die Bilder von der Landesgedächtnisstiftung erworben, die sie restaurieren ließ und der Gemeinde Außervillgraten als Leihgabe übergab. Die Altarflügel stellen zwei Seiten dar: die Werktagsseite und die Festtagsseite, die je nach Wochentag offen oder geschlossen war. Die Reliefs der Festtagsseite sind verloren gegangen sind, die der Werktagsseite sind gut erhalten und zeigen auf dem linken Flügel den Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen und auf der rechten Seite die Mantelspende des Heiligen Martin. Die Bilder hingen ursprünglich in der Pfarrkirche in Innervillgraten und kamen erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die Kapelle ins Winkeltal. Der Altarflügel, der heute in der Wurzerhof-Kapelle hängt, ist eine Kopie. Man vermutet, dass das Original in Villacher Gegend stand und dort von einer ansässigen Pacher-Werkstätte hergestellt wurde.
Wie entstand der Brauch, eine Kapelle nach einem Heiligen zu benennen? War man im Besitz einer Reliquie eines Heiligen, stand man unter dessen Schutz. Daraus entstand der Brauch, dass Gemeinden ihren Kirchen einen Schutzheiligen widmeten. Ob das Villgratental eine Reliquie der Heiligen Katharina besaß, sei dahingestellt, schön ist der Gedanke und die Idee des „unter Schutz stellen“ allemal. Auch das Heiligen Attributen beigestellt werden ist fixer Bestandteil christlicher Ikonografie. So wird in dem Fall der Heilige Georg immer mit einem Drachen zu seinen Füßen gezeigt und der Heilige Martin mit dem Attribut des Bettlers, dem er im Winter die Hälfte seines Mantels gab. Mit diesen Attributen wird die Lebensgeschichte der Heiligen verbildlicht.
Das innere der Kapelle beim Wurzerhof wird mit brusthohem Wandgetäfel geschmückt, sechs Bankreihen bieten die Möglichkeit, Platz zu nehmen und seine persönlichen Gedanken und Gebete auszusprechen. Ein Tonnengewölbe mit Stichkappen überspannt das innere, dekoriert mit Rankmalerei und Segenssprüchen. Der einfache Säulenaltar stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Ein schönes und interessantes Detail ist der Opferstock, der von außen durch ein Schiebefenster zu bedienen ist. Heute wird die Kapelle hauptsächlich von der Familie Leiter genutzt, die den schönen Rahmen der Kapelle nützt, um unter anderen zu Weihnachten Andacht zu feiern. Außerdem ist die Wurzerhof-Kapelle ein beliebter Ort für Hochzeiten. Ein wunderschöner Ort, um den Bund für’s Leben zu besiegeln.

Geschichte der Katharina von Alexandria
Der Legende nach war die Heilige Katharina eine junge Frau, die ihr Leben Christus widmete. Sie soll die Tochter des heidnischen Königs Costus und dessen Frau Sabinella aus Zypern gewesen sein, die um 300 n. Chr. im ägyptischen Alexandrien lebte und von einem Eremiten zum Glauben geführt wurde. Der Überlieferung nach wurde Katharina enthauptet, nachdem sie zuvor versucht hatte, den damals herrschenden Kaiser und seine Gefolgschaft zur Verbreitung des Christentums zu überzeugen.
Als Kaiser Maxentius (so die älteste Überlieferung; nach späterer Überlieferung Maximinus oder Maximianus) Christen zum Märtyrertod verurteilte, trat Katharina ihm entgegen und fragte ihn, weshalb nicht er zum Christentum übertrete, statt von den Christen Götzenopfer zu verlangen. In einer öffentlichen Diskussion, zu der der Kaiser seine besten 50 Philosophen und Gelehrten aufgeboten hatte, brachte Katharina so einleuchtende und gelehrte Argumente für das Christentum vor, dass sich alle fünfzig zum Christentum bekehrten. Weil sie nicht vermocht hatten, Katharina vom christlichen Glauben abzubringen, schickte der Kaiser sie alle auf den Scheiterhaufen.
Das Folterwerkzeug des Martyriums der Heiligen Katharina war das Rad. Der Legende nach ergriffen Engel nach ihrem Tod ihren Leib und entführten ihn auf den Berg Sinai, wo das um 550 entstandene Kloster nach ihr benannt wurde. Ab dem 13. Jahrhundert war Katharina nach Maria die am meisten verehrte Heilige und wurde eine der Vierzehn Nothelfer. Heute steht sie als Patronin der Jungfrauen, Ehefrauen, Hochschulen, Philosophen, Gelehrten, Bibliotheken, Lehrer, Studenten, Schüler, Redner, Buchdrucker, Spinnerinnen, Tuchhändler, Gerber, Schuhmacher, Wagner, Müller, Friseure und Schiffer. Dargestellt wird die Heilige Katharina in vornehmer Kleidung einer Königstochter mit Krone, Kreuz, Palme, Buch, Schwert und Rad.

Säge

Die heutige Sägemühle, die 1876 erbaut wurde, liegt direkt am Winkeltalbach. Nach dem Hochwasser 1952, bei dem die Antriebsräder weggerissen wurden, wurde die Säge elektrifiziert. Zwei Holzknechte arbeiteten damals beinahe rund um die Uhr im Sägewerk. Die dort geschnittenen Bretter wurden mit den Pferden bis nach Venedig gebracht. Da die Arbeit in der Säge aber bald unrentabel wurde, wurde sie stillgelegt.
Das Wurzerhof-Sägewerk war bis zu den Hochwasserkatastrophen 1965/66 mit einem Venezianergatter ausgestattet. Das heißt, es schnitt nur mit einem Sägeblatt. Durch den Einbau eines Registergatters mit mehreren Sägeblättern bekam das Sägewerk eine neue Dimension. In diesem Arbeitsgang konnte ab nun ein ganzer Baumstamm zu Brettern geschnitten werden. Der Bestand einer Sägemühle beim Wurzerhof ist urkundlich 1773 nachweisbar.
Der Familie Leiter und dem Villgrater Heimatpflegeverein war es ein großes Anliegen, das ganze Wurzerhof-Ensemble wieder zum Leben zu erwecken und somit wurde die alte Säge wieder komplett im Stile zu Großvaters Zeiten restauriert. Alles bis auf den E-Motor ist authentisch wie vor 100 Jahren. Heute werden dort Spezialwaren und Speziallängen geschnitten, die in erster Linie von denkmalgeschützten Objekten benötigt werden.

Waschkuchl

Die alte Waschkuchl (Waschküche) am Wurzerhof wurde zum Wäschewaschen und zum Selchen von Würsten und Speck genutzt. Die ehemalige Kuchl mit Waschvorrichtung und einer Selche eröffnet unseren Gästen einen Blick zurück in alte Wurzerhof-Zeiten. 2004/2005 wurde sie unter Mithilfe des Villgrater Heimatpflegevereins neu renoviert und ist seither nicht nur als Museum zu besichtigen, sondern wird auch wieder zum Selchen von hauseigenem Speck und Würsten verwendet.
Die bäuerliche Kultur in den Bergen war eine Kultur der Armut. In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg war es nicht einfach, Waschmittel zu bekommen. Mit althergebrachten Methoden aus der Natur wurden Waschmittel aus Aschenlauge und selbst hergestellter Seife produziert. Vor dem Waschtag wurde ein großes Leintuch über ein „Holzschaffl“ (Waschwanne) ausgebreitet und rundherum umgebunden. Auf dem Leintuch verteilte man kalte Asche, darauf wurde langsam heißes Wasser geschüttet. Die Asche wurde schwer und hing über Nacht im Wasser, dadurch laugte das heiße Wasser die Asche aus. Am Waschtag hat man dann aus dem „Holzschaffl“ etwas Lauge genommen und sie mit warmen Wasser vermischt. In dieses Laugenwasser wurde die Wäsche eingeweicht und später auch ausgekocht.
Heute steht in jedem Haushalt eine Waschmaschine. Im Villgratental hielten erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts Waschmaschinen Einzug in die Haushalte. Bis dahin waren über Jahrhunderte die wichtigsten Geräte um Wäsche zu reinigen die Laugenwanne, der Waschzuber, die Bürste, das hölzerne Waschbrett, die geriffelte „Waschrumpl“ und der „Wäscheploila“. Die Wascharbeit verlangte viel Kraft und Ausdauer. Am Waschtag waren alle Frauen und Mägde damit beschäftigt, die Wäsche einzuweichen, auszukochen, zu stampfen, schlagen, reiben, bürsten, spülen, ausdrehen (ausreiben) und zum Trocknen auf Zaunstangen und dem „Solder“ (Balkon) aufzuhängen.

Wie früher Seife hergestellt wurde
In Außervillgraten ist nur eine einzige Frau bekannt, die selbst Seife hergestellt hat. Ihr Name war Maria Marcher (Glaser Moidl). Ein genaues Rezept ist aber nicht bekannt. Seife wurde in der Regel aus Aschenlauge vermischt mit etwas Kalk, Tierfett, Harz und Soda produziert. Das Gemisch wurde gekocht und in Formen gegossen, dort ausgekühlt und dann in Stücke geschnitten. Das Endprodukt nannte sich Pechseife.
Es gab auch das Seifenkraut, hergestellt aus einem hellrosa blühenden Kraut. Die Blätter wurden im Wasser gekocht und es entstand eine schäumende Flüssigkeit, die vor allem für Wollwäsche verwendet wurde. Möglicherweise der Vorläufer des Feinwaschmittels. Bevorzugt zum Waschen wurde das Regenwasser aus der Regentraufe. Zum Bügeln wurde ursprünglich ein Kastenbügeleisen verwendet, später dann ein Holzkohlebügeleisen. Bis dann auch die Elektrobügeleisen Einzug ins Villgratental und auf den Wurzerhof gehalten haben.

Muster

DER WURZERHOF

Der Wurzerhof ist einzigartig in Tirol.
Die Hofstelle wurde bereits im Jahr 1433 urkundlich erwähnt, seit 2001 steht das Ensemble mit Einhof, Kapelle, Museum, Sägewerk und Getreidemühle, Waschhütte und Schmiede unter Denkmalschutz.
Unsere Gäste erleben am Wurzerhof alpenländische Geschichte und Kultur.

KONTAKT

Familie Leiter
Winkeltal 114
9931 Ausservillgraten

Tel. +43 (0) 664 5166375
E-Mail: info@wurzerhof.at

Erleben Sie einen unvergesslichen Urlaub mit Ihrer Familie oder Ihrer Gruppe und kontaktieren Sie uns für Ihre Reservierung.

INFORMATION MUSEUM

ÖFFNUNGSZEITEN
17. Mai bis 25. Oktober
Freitags von 10:00 – 18:00 Uhr
Für Einzelpersonen. Infomaterial liegt auf.

Führung jeden Freitag: 14:00 Uhr
Individuelle Führungen ab 10 Personen auch außerhalb dieser Zeit nach telefonischer Terminvereinbarung möglich.

EINTRITT
ohne Führung: EUR 6,00 / Person | ab 12 Jahre
mit Führung: EUR 8,00 / Person | ab 12 Jahre

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